Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden auf der Seite des Deutschen Engagementpreises 2014 vorgestellt. Dies trifft auch auf die Verfasserin dieses Blogs mit folgendem Text zu:
„Ein kleiner Stolperstein bewirkt, dass uns die Handlungen der Täter und Mitläufer deutlich werden, dass wir die langen Leidenswege der Opfer nachempfinden können und dass Kinder der Täter und der Opfer gemeinsam um einen Toten trauern – und das viele Tausend Mal.“
Zusammen mit den anderen Mitgliedern der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße verlegt Petra Fritsche in ihrer Nachbarschaft in Berlin-Friedenau vor den einstigen Wohnungen rassisch und politisch Verfolgter und Ermordeter Gedenksteine, die sogenannten Stolpersteine. Die Steine sollen die Erinnerung an ehemalige Nachbarn aufrechterhalten, die während des NS-Regimes durch Deportation oder Verfolgung brutal aus ihrem Alltag gerissen wurden. Auf den Stolpersteinen sind der jeweilige Name, das Geburtsjahr und das Deportationsdatum, der Todesort sowie das Todesdatum eingraviert. Dadurch, dass die Steine in den Gehweg eingelassen sind, man also buchstäblich über sie „stolpert“, wird die Erinnerung in den eigenen Alltag miteinbezogen. Das von dem deutschen Künstler Gunter Demnig in den 90iger Jahren initiierte Stolperstein-Projekt hat sich inzwischen zum weltweit größten dezentralen Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus entwickelt.
Mit der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße hat Petra Fritsche bis zum heutigen Tag 57 Stolpersteine und eine Stolperschwelle für die ehemalige Synagoge gelegt. Vor der feierlichen Verlegung recherchiert sie in den Archiven zu den Lebensläufen derjenigen, für die ein Stein gelegt werden soll, nimmt Kontakt zu Angehörigen und Nachfahren auf, lädt diese zur Zeremonie ein und betreut sie während ihres Aufenthalts. Außerdem übernimmt sie die Öffentlichkeitsarbeit der Initiative, gibt Interviews und hält Reden. Durch Vorträge und Präsentationen zu den Stolpersteinen in Vereinen, Kirchen, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen versucht sie ein Verbrechen, das in seinem Umfang unbegreiflich ist, begreifbar zu machen.
Petra Fritsches aktive Rolle bei der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße hat ihr nicht nur Freunde eingebracht. Sie bekam anonyme Drohbriefe; die Stolpersteine in der Stierstraße wurden geschändet. Für Petra Fritsche ist dies umso mehr Ansporn, das Stolperstein-Projekt fortzuführen: „Die Angriffe, die im vorigen und diesem Jahr auf mich erfolgten, bestärken mich in meinem Engagement – zeigen sie doch, dass ein Teil unserer Gesellschaft auch 70 Jahre nach Beendigung der NS-Herrschaft keine Bereitschaft zeigt, sich mit den Verbrechen zu befassen und der Opfer zu gedenken.“
Preiskategorie: Einzelpersonen
Engagementbereich: Sonstiges
Quelle: www.deutscher-engagementpreis.de